Blitzschutz beim Campen

Der


VDE Verband der Elektrotechnik

Elektronik Informationstechnik e.V.

Ausschuß für Blitzschutz und Blitzforschung (ABB)

Stresemannstraße 15

60596 Frankfurt


hat unter


www.vde.com/blitzschutz


nachfolgendes Informationsblatt veröffentlicht.


Wir wollen unseren Campingfreunden dies Informationsblatt nicht vorenthalten, dient es doch zur Vorbeugung und Sicherheit bei unserem Hobby.

Blitzschutz beim Zelten, Campen und auf dem Campingplatz

An durchschnittlich 20 Tagen pro Jahr im Norden bzw. 35 Tagen  im Süden Deutschlands kommt es zu Gewittern. Personen im Freien sind dann besonders gefährdet. Fast jedes Jahr sind schwere Blitzunfälle auf Campingplätzen zu verzeichnen.

 

Dieses Merkblatt erläutert die Gefahren bei Gewitter, beschreibt den Schutz der Mitarbeiter und Besucher und zeigt richtige Verhaltensweisen auf. Es wendet sich an Betreiber von Camping- und Lagerplätzen, an Mitarbeiter und Besucher, an Personen, die sich in Zelten, Wohnwagen oder Wohnmobilen aufhalten.

 

1. Gefährdung durch Blitze

 

Herannahende Gewitter erkennt man an aufsteigenden Haufenwolken, Schwüle mit aufkommendem Wind, Donner und Wetterleuchten. Die Entfernung eines Gewitters lässt sich grob abschätzen: Die Sekunden zwischen Blitz und Donner geteilt durch drei ergeben die Entfernung in Kilometern. Beispiel: Folgt der Don­ner einem Blitz nach zehn Sekunden, ist das Gewitter ungefähr 3,3 Kilometer entfernt - der nächste Blitz­einschlag kann bereits in unmittelbarer Nähe erfolgen!  Generell gilt: Sobald Donner gehört wird, sollten Per­sonen im Freien Schutz suchen. Erst wenn 30 Minuten nach dem letzten Donner vergangen sind, kann man davon ausgehen, dass die Gewittergefahr vorbei ist. Neben Gewitterfronten gibt es auch örtliche Wärme­gewitter, die vor allem im Sommer bei geringem Wind und hoher Sonneneinstrahlung in den Nachmittags­stunden entstehen. Bei dieser Gewitterart besteht eine Gefährdung bereits beim ersten Blitz, der von Blitzin­formationsdiensten nicht vorhergesagt werden kann.

Folgende Gefährdungen treten in Zusammenhang mit Blitzen auf:

 

Direkter Einschlag

 

Der direkte Blitzeinschlag in eine Person trifft meist den Kopfbereich (Bild 2).

Er bewirkt schwerste bis tödliche Verletzungen und muss unbedingt vermieden werden.

Überschlag

 

In direkter Nähe zu einem vom Blitz getroffenen Objekt z.B. einem Baum (Bild 3) kann ein Überschlag zu einer Person erfolgen. Man spricht auch vom „abspringenden Blitz".  Der Überschlag verursacht mittle­re Verletzungen bis hin zu mit einem direkten Einschlag ver­gleichbaren.

Berührungsspannung

 

Eine Person berührt ein blitzstrom­durchflossenes Teil und steht dabei gleichzeitig auf dem Boden (Bild 4). Dadurch greift die Person eine „Berüh­rungsspannung" ab, die einen Strom durch den Körper der Person fließen lässt. Dieser kann mittlere bis tödliche Verletzungen hervorrufen.

Schrittspannung

 

Der Blitzstrom verschwindet nicht einfach im Erdboden, sondern verteilt sich großflächig rund um die Ein­schlagsstelle. Eine Person auf dem Boden greift zwischen den Füßen die sogenannte Schrittspan­nung ab (Bild 5).

 

Diese kann einen gefährlich hohen Strom durch den Körper der Person treiben, und dies bei einem Abstand von bis zu etwa 30 m um die Stromeintrittsstelle in den Boden. Im Vergleich verursacht die Schrittspannung die geringsten Verletzungen.

Überspannung an elektrischen Anlagen und Geräten Überspannungen entstehen bei einem Blitzeinschlag z.B. in Strom- oder Antennenkabeln. Diese treten im ungünstigsten Fall im Umkreis bis zu 3 km rund um den Blitzeinschlag auf.  Überspannungsschutzgeräte reduzieren diese Überspannungen auf ein akzeptables Maß und schützen elektrische Geräte, Anlagen und Personen.

2. Schutz vor Blitzwirkungen

 

Camping-Veranstaltungen finden im Freien statt. Bei herannahendem und akutem Gewitter sollten die Gäste bzw. Teilnehmer umgehend geschützte Bereiche aufsuchen, in denen sie vor dem direkten Blitzein­schlag sicher sind.

 

Geschützte Bereiche sind z.B. in Autos oder in und um Gebäuden mit Blitzschutzsystem vorhanden. Ge­nerell gilt, dass metallene Objekte wie ein Blitzschutz­system wirken und somit auch einen gewissen Schutz vor Blitzwirkungen bieten können. Die Bewertung der Schutzfunktion kann nur durch eine Blitzschutzfach­kraft erfolgen.

 

In den geschützten Bereichen sind ggf. weitere Schutzmaßnahmen gegen Überschlag, Berührungs- ­und Schrittspannungen durchzuführen. Hier kommt es auch auf das richtige Verhalten der Personen an.

 

Der Betreiber einer Anlage bzw. der Veranstalter sollte dafür sorgen, dass geeignete Schutzbereiche zur Ver­fügung stehen. Die auf die Schutzbereiche abgestimm­ten Verhaltensregeln sollten den Nutzern bekannt gemacht und im Ereignisfall eingehalten werden.

Wie wirkt ein Blitzschutzsystem

 

Fangeinrichtung: Metallene Leitungen werden oberhalb des zu schützenden Bereichs, z.B. auf dem Dach eines Gebäudes, angebracht. Das Metall zieht den Blitze an und verhindert dadurch Zerstörung und Brand. Nach dem Einschlag verteilt sich der Blitz über die verschiedenen Leitungen Richtung Erde.

 

Die Erdungsanlage verteilt den Blitzstrom großflä­chig in der Erde.

 

Ableitungen: Zwischen Fangeinrichtung und Erdungsanlage bestehen mehrere Verbindungen. Diese bieten dem Blitz mehrere Wege und sorgen für eine Aufteilung des Blitzstroms und so für eine Verringerung der Gefährdung.

 

Trennungsabstand: Um einen Überschlag zu vermeiden, muss ein Abstand zu den Leitungen des Blitzschutzsystems eingehalten werden. Dies betrifft sowohl Personen als auch metallene Kon­struktionsteile des Gebäudes und Elektro- und Informationsanlagen. Wird dieser Abstand nicht beachtet, kommt es im schlimmsten Fall zu einem Überschlag.

 

Blitzschutzpotentialausgleich: Manchmal ist es nicht möglich, den Trennungsabstand einzuhalten. Dies ist häufig dann der Fall, wenn Leitungen oder Metallrohre von außen in den geschützten Bereich eingeführt werden. Dann müssen die metallenen Teile untereinander, mit den nahe liegenden Leitun­gen des Blitzschutzsystems (Potentialausgleich) und mit der Erdungsanlage verbunden werden. Überspannungsschutzgeräte führen den Poten­tialausgleich für elektrische Leitungen z.B. Strom­leitungen durch. Deren Einsatz ist bei sicherheits­relevanten Systemen, z.B. Brandmeldeanlage, Sicherheitsbeleuchtung, verpflichtend vorzusehen.

 

2.1 Schutz vor dem direkten Blitzeinschlag

 

In der folgenden Tabelle sind typische Objekte auf Camping- und Lagerplätzen aufgeführt. Diese werden in Hinblick auf einen Schutz vor dem direkten Blitzein­schlag bewertet.